Die Europäische Union solle sich an der Idee der europäischen Souveränität orientieren, so hat 2017 Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron die Zukunft der EU entworfen. Die Denkfigur der europäischen Souveränität verknüpft Fragen des politischen Denkens mit der inneren Ordnung und der weltpolitischen Strategie der EU. Historisch betrachtet hat sich das politische Denken der Neuzeit um den Begriff des Staates herum gebildet. Antike Wurzeln des politischen Denkens weisen allerdings darauf hin, dass grundlegende Fragen politischer Ordnung schon in vorstaatlichen Zusammenhängen reflektiert wurden. Dort entstanden wichtige Begriffsbildungen, die bis heute nachwirken. Vor diesem Hintergrund diskutiert Ludger Kühnhardt in diesem innovativen Lehrbuch die Frage, ob und wie politisches Denken auch in überstaatlichen Zusammenhängen eigene Begrifflichkeiten und Reflexionen hervorbringen kann.
Von welchen Grundbegriffen des politischen Denkens ist die Europäische Union geleitet? Hat die Europäische Union unterdessen ein eigenes Genre des politischen Denkens hervorgebracht? Was bedeutet dies für Ideengeschichte und politische Philosophie? Welche Folgen ergeben sich für die innere Ordnung und das weltpolitische Akteursverhalten der EU? Das Lehrbuch behandelt die folgenden Themen: I. Kontext: Ideengeschichte und Internationale Beziehungen zusammengedacht. Europäische Integrationsgeschichte und Integrationstheorien weitergedacht. II. Denkwege: Von der Abwehr des Bösen zum bonum commune europaeum. Von Marktbürgern zu Unionsbürgern. Vom Binnenmarkt zum Regierungssystem. Vom Krisenimport zum Gewaltmonopol. Von einer (unilateralen) normativen Macht zu einer (multilateralen) Weltmacht. III. Grundbegriffe: Europäische Union. Europäische Identität. Europäische Wertegemeinschaft. Euro-Sprache. IV. Machtfragen: Europäische Souveränität. Steuern. Verfassung. Sicherheit. V. Folgerungen: Selbstbehauptung: Eine in die veränderte Welt gestellte Europäische Union. Regierungsfähigkeit: Eine gegen die eigene Geschichte gedachte EU.
Prof. Dr. Ludger Kühnhardt, Direktor am Zentrum für Europäische Integrationsforschung der Universität Bonn, hat dieses Lehrbuch aus der Lehre heraus erarbeitet. Es spiegelt Diskussionen mit Studierenden wieder, deren Anregungen in vielfacher Weise in den Text eingeflossen sind.